Spielerei mit 'Dick und Doof'
Training unter Turnierbedingungen hilft Fahrern mit mehr und weniger Erfahrung, gut vorbereitet zu sein.
Von Peter Köllen
Sorry, es war einfach zu verlockend. Aber gleich zu Beginn muß ich gestehen: 'Dick und Doof' heißen in Wirklichkeit 'Stan und Olli'. Die beiden sind bezaubernde braune Welsh-A-Ponys, überhaupt nicht zu dick und auf gar keinen Fall doof! Sie laufen erst gut ein Jahr vor der Kutsche. Mit Fahrerin Tanja Homberg sollten sie am Wochenende spielerisch die erste Turnierluft schnuppern.
Tanja mit Stan & Olli
“Ich habe nicht so oft die Möglichkeit, Stan und Olli zu fahren“, meint Tanja. “Deshalb bin ich froh, uns drei hier mal in allen drei Disziplinen ausprobieren zu können.“
Hier, damit war das Training unter Turnierbedingungen gemeint, das unser Fahrverein St. Medardus Zülpich am Wochenende auf dem Fahrplatz veranstaltete. Jeder, der wollte, konnte sich an zwei Tagen den Herausforderungen eines E- oder A-Turniers stellen, ohne wirklich an einem teilzunehmen.
“Seit etwa eineinhalb Jahren finden wegen Corona ja so gut wie keine Turniere statt,“ weiß Dorit Santema, Medardus-Sportwartin. “Mit so einem Training können auch erfahrene Turnierfahrer und ihre Pferde sich wieder auf den Wettkampfmodus einstellen.“ Wie lange muß ich abfahren, um die Tiere genau richtig vorbereitet zu haben? Wie schnell präge ich mir die Reihenfolge des Kegelparcours ein? Und besonders in den festen Hindernissen wichtig: wie gestalte ich das richtige Verhältnis zwischen Präzision und Schnelligkeit? “Um sich da wieder hinein zu fühlen, braucht man Übung.“
Johanna Biermann mit Cira und Henry
Auf Übung freute sich da auch die Jugendliche Johanna Biermann mit Cira und Henry (Welsh B's von Hermann Foemer). “Wenn ich nicht an Turnierabläufen teilnehmen kann, kann ich die Ponys ja nicht wirklich kennen lernen.“
Dem stimmten auch Johanna und Barbara Bierth zu. Die Schwestern nehmen Ende Juli an den Deutschen Jugend Meisterschaften (DJM) in Lähden mit dem Team Rheinland teil. “Ohne Turniere kann man sich ja schlecht auf Wettkämpfe vorbereiten“, meint Johanna, die ältere der beiden. “Weder wir, noch die Ponys.“ Ihr Don Camillo und Pepone haben mit ihr schon den 5. Platz bei einer DJM belegt.
Johanna & Barbara Bierth
Schwester Barbara hatte erst einen Tag vor dem Training ihr neuen Ponys Pestos und Anton zur Verfügung gestellt bekommen. “Ich hab die zwei zwar schon mal gefahren. Aber hier unter Turnierbedinungen können wir uns auch für den Wettkampf kennen lernen.“ Nach der Corona-Pause, einen Monat vor der DJM, sehr hilfreich. Die beiden hatten eine kleine Tafel, die sie von morgens an nach Uhrzeiten durch den Tag brachte.
Tanja indes zählte zu den Startern ohne bisherige Turniererfahrung. “Diese Teilnehmer können sich und ihre Pferde einfach mal in dieser Situation erfahren, ohne wirklich ein Turnier zu nennen“, so die Sportwartin. Und Tanja ergänzt: “Ich hab mich total auf den Start hier gefreut, war im Vorfeld aber auch sehr aufgeregt. Da war ich schon froh, dass wir ja nur 'Turnier spielen'.“ Ob sie in Zukunft Turnierfahrerin werden will, das läßt die Erftstädterin noch offen. “Ich will das alles hier erst mal erleben und dann mal schauen.“
Damit's aber eine kompetente 'Spielerei' wurde, gab es auch Richter, die die Starter beobachteten und wertvolle Anmerkungen gaben. Wertnoten wurden keine vergeben. Und für Fragen und Hilfestellungen standen Dirk Sonntag und Heiner Bouten, zwei Trainer A aus dem Verein, bereit. Ihre kompetenten Ratschläge wurde gerne angenommen.
Aber so ein Ablauf wäre ohne die zahlreichen, freiwilligen Helfer auch nicht möglich gewesen. Als Hindernisbeobachter, Schreiber, Einweiser und wie immer im Vereinsheim in der Küche wurde tolle Arbeit geleistet. Hoffe, niemand vergessen zu haben. Fahren ist eben Teamsport, in so vieler Hinsicht. Zitat eines geschulten Beobachters: “Super Organisation!“
Chrissy & Malte Krüger
In naher Zukunft Turniere zu fahren, das steht für Chrissie Krüger aus Zülpich bereits fest. Sie startete gleich mit sechs Minishettys in drei Gespannen beim Training. “Die Ponys sind jetzt 7 Jahre alt und leichter als hier finde ich nicht heraus, ob wir soweit sind“ , so die junge Mutter, die von ihrem Mann Malte begleitet wurde. Chrissie ist zwar schon mal in der Dressur und im Kegelfahren gestartet: “Das ist aber schon etwas her und ein Geländeparcours ist ganz neu für uns.“ Auf die Meinung des Richters war sie besonders gespannt. Chrissie war sich sicher: “So ein Training unter Turnierbedingungen hilft mir ungemein, gut vorbereitet zu sein!“